Beeplog.de - Kostenlose Blogs Hier kostenloses Blog erstellen    Nächstes Blog   


Du befindest dich in der Kategorie: Artikel

Sonntag, 28. Oktober 2007
Über den Rosenkranz
Von isabella1965, 19:59

 

Einfachheit und Tiefe

von Anton Wächter

Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen (Lk 1,52), er beschämt die Weisen – die Armen im Geist preis er selig! Ein bevorzugtes Instrument dieser göttlichen Weisheit ist der Rosenkranz. Der Rosenkranz ist einfach, so einfach, dass ihn Kinder schon beten können. Gleichzeitig ist er tief und mit dem Verstand kaum auszuloten. Der Rosenkranz eröffnet sich denen, die ihn beten und nicht denen, die ihn interpretieren.

Der Raum

Verschiedene Elemente im Rosenkranz machen ihn so unscheinbar und doch so tief. Zuerst ist er ein Gebet des Verweilens. Wer ein Anliegen vor Gott tragen, ihm danken oder einfach vor ihm bleiben möchte, der braucht eine Gebetsform, die einen Raum eröffnet. Er braucht ein Gebet, das nicht sofort wieder zu Ende ist, das sein Anliegen aufnimmt und trägt. Die Psalmen können solche Gebete sein. Sie tragen jedoch so viel in sich selber, dass man sich ganz auf ihren Inhalt einlassen muss. Sie formen und fordern uns auch. Für ein einfaches Verweilen aber vor Gott, bei einem Anliegen oder einem Dank, sind die Wiederholungen und die einfachen Bilder des Rosenkranzes hervorragend geeignet. Das Denken ist nicht überfordert, wird aber von den grundlegenden Wahrheiten unserer Erlösung genährt. Ein einfacher Geist kann darin wohnen – auch tiefstes Denken findet noch Geheimnis. Der Rosenkranz ist wie eine Kapelle, ein Ort der Begegnung, ein Verweilen in Gottes Gegenwart.

Meditation

Meditation ist die Gebetsweise, die vielleicht am modernsten ist. Im Getriebe der gegenwärtigen Welt sucht der Mensch Stille und Besinnung. Man versucht sich zu sammeln und zum Wesentlichen zu kommen. Geprägt von östlichen Einflüssen sucht man das Denken abzustellen, damit das Wesentliche aus der Tiefe erwachsen kann. Das Denken läuft meist weiter in seiner Mühle, und alle möglichen Probleme, Sorgen und auch Nebensächlichkeiten beschäftigen uns weiter. Das Ziel der Meditation ist es anzuhalten. Der Rosenkranz geht tiefer. Er sucht nicht die Leere, er sucht die Mühle des Denkens nicht anzuhalten. Er versorgt diese Mühlsteine mit Bildern und Wahrheiten, die das Denken bewegen kann. In ausgewogener Wiederholung und Abwechslung bewegt sich das Denken, und der Geist kann an den Geheimnissen hinabsteigen, um aus den Quellen des Heils zu schöpfen. Anstelle einer bildlos-abstrakten Wahrheit eröffnet sich die Begegnung mit dem Schöpfer aller Dinge. Wir erfahren dort nichts Weises und Kluges, sondern die ewige Weisheit selbst erfüllt unser Sein. Das ist keine Sache des Denkens, sondern ein Tun, eben Rosenkranzbeten.

Maria

Ein Gebet, das wohlausgewogen unseren Geist beschäftigt, um uns mit tiefen Bildern zur Wahrheit zu führen, wäre noch kein Rosenkranz. Das Besondere am Rosenkranz, ich habe es bis jetzt noch nicht erwähnt, ist Maria. Gegrüßt seist du Maria, voll der Gnade – der Engel Gabriel kommt, um Maria zu verkünden, dass der Herr mit ihr ist. Die Worte des Engels treffen auf das Ja von Maria und der Himmel öffnet sich, die Zeit ist erfüllt. Der Ewige, Allmächtige tritt in die Welt und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. Eine Tür öffnet sich zwischen Himmel und Erde, die seit der Sünde Adams verschlossen war. Maria, die kleine Magd aus Galiläa, ist die Pforte es Himmels. Auf geheimnisvolle Weise ist Maria das von der Welt aus gesprochene vollkommene Ja, das die Fülle des Heiligen Geistes empfangen kann, weil sie ganz offen für den Willen Gottes ist. Maria ist das nicht nur in der Weise einer Eigenschaft, wie sie freundlich, schön oder stark ist- sie ist dieses Ja in wesenhafter Weise, sie ist selbst voll und ganz dieses Ja. Wenn wir Maria begegnen, treten wir zu dieser Pforte des Himmels. Im Ja zum Willen des Vaters kann so auch in uns durch den Heiligen Geist das ewige Wort Fleisch werden. Wir werden Glieder des Leibes, dessen Haupt Christus ist – der Kirche, deren Mutter und Urbild Maria ist. Im Rosenkranz treten wir an diese Pforte des Himmels – Gegrüßet seist du Maria... – und verweilen dort in Anbetung, Dank und Bitte. Dieser sanfte Wind des Paradieses, der uns dort entgegenweht, verwandelt stetig unser Menschsein, und im wiederholenden Beten kann Gott in uns das Heil wirken.

Jesus

Zehn Mal grüßen wir Maria, eingerahmt von einem Vaterunser und einem Ehre-sei-dem-Vater. Das Gebet des Rosenkranzes geht vom Vater aus und kehrt zum Dreifaltigen Gott heim. In der Mitte jedes Gegrüßt-seist-du-Maria steht Jesus, die Mitte des ganzen Rosenkranzes. Jedes Gesätz betrachtet ein Geheimnis aus dem Leben Jesu. Diese Geheimnisse unserer Erlösung sind die verwandelnde Kraft des Rosenkranzes. Wir kreisen in den Wiederholungen nicht um Maria, sondern Maria reicht uns die Perlen, die der Name Jesus birgt. Maria ist nicht das letzte Ziel unserer Aufmerksamkeit, sondern vielmehr die Atmosphäre unseres Betens. Sie ist die Mutter, in deren Schoß wir neu geboren werden, um ganz in Christus verwandelt zu werden.

Erfülltes Leben

Das alles kann man bedenken, aber eher lässt es sich erspüren. Das Rosenkranzgebet wirkt in uns diese geheimnisvollen Dinge, die so schwer zu fassen sind, die aber letztlich unser Leben erfüllen – oder wenn sie fehlen, uns in einer unsäglichen Leere belassen. Gott offenbart sich gerne denen, die sich in vertrauensvoller und einfacher Weise an Maria wenden, jenen, die nicht aus ihrer eigenen Kraft erkennen wollen, sondern in das reine und unbefleckte Ja zu seinem Willen eintreten und empfangen, was Gott denen gerne gibt, die ihn bitten.

Aus "Feuer und Licht" Nr. 148 Oktober 2007

[Kommentare (0) | Kommentar erstellen | Permalink]




Kostenloses Blog bei Beeplog.de

Die auf Weblogs sichtbaren Daten und Inhalte stammen von
Privatpersonen. Beepworld ist hierfür nicht verantwortlich.